Lizenz zum Geldverdienen: Wie funktioniert Franchising?
Was benötigt man, um ein Unternehmen zu gründen? Eigenkapital? Ja. Unternehmergeist? Ja. Eine Geschäftsidee? Nicht unbedingt. Jedenfalls benötigt man keine eigene Geschäftsidee. Mit Franchising kann man eine bereits etablierte Geschäftsidee aufgreifen und sie für die Gründung eines eigenen Betriebs nutzen. Das ist nicht nur vollkommen legal, sondern auch relativ risikoarm, denn von einer Franchising-Geschäftsidee weiß man, dass sie funktioniert. (Von einer selbst entwickelten Geschäftsidee kann man sich das nur erhoffen.)
In diesem Blog-Text erfahren Sie, 1. wie Franchising genau funktioniert, 2. welche Vorteile Franchising hat (bzw. ob es auch Nachteile hat) und 3. wie Sie Franchisenehmerin/Franchisenehmer werden können.
Franchising boomt
Dass Franchising ein populäres Konzept ist, sieht man schon an der Statistik: Laut dem Deutschen Franchiseverband ist die Zahl der Franchise-Betriebe in Deutschland in den letzten 5 Jahren von knapp über 160.000 auf 186.000 angestiegen (Stand: 2022). Allein zwischen 2021 und 2022 kamen rund 5.000 Betriebe hinzu – trotz der durch die Corona-Pandemie hervorgerufenen wirtschaftlichen Einschränkungen. Der mit Franchise-Systemen erwirtschaftete Umsatz kletterte von 112 Milliarden Euro (2017) auf 142 Milliarden Euro (2022); ein Ende der Steigerungsdynamik ist trotz grassierender Inflation und schwacher Konjunkturaussichten nicht abzusehen. Was aber macht das Franchising-Konzept so populär? Ist es wirklich nur der Umstand, dass man sich als Franchisenehmerin bzw. Franchisenehmer keine eigene Geschäftsidee ausdenken muss – oder steckt noch mehr dahinter?
Das Prinzip: So geht Franchising
Beim Franchising übernimmt man ein Geschäftsmodell, das von einem Unternehmen – dem Franchisegeber – ausdrücklich zur Nutzung angeboten wird. Man ist dann Franchisenehmer (bzw. Franchisenehmerin). Die meisten Franchise-Angebote sind im Einzelhandel und in der Gastronomie angesiedelt, es gibt aber auch in vielen anderen Bereichen Angebote – u. a. im Transportwesen, im Dienstleistungssektor, im Fitness-/Gesundheitssektor, in der Sicherheitstechnik und im Bereich Coaching. Der Deutsche Franchiseverband listet nicht weniger als 23 Branchenkategorien auf, in denen rund 930 Unternehmen um Franchisenehmerinnen und -nehmer werben.
Für die Nutzung des jeweiligen Geschäftsmodells wird eine Gebühr – die Franchisegebühr oder Lizenzgebühr – erhoben. Diese ist regelmäßig, meistens monatlich, zu entrichten und bemisst sich nach dem erwirtschafteten Umsatz. Außerdem muss beim Eintritt in ein Franchise-System in aller Regel eine einmalige Eintrittsgebühr bezahlt werden.
Historischer Ursprung
Franchising ist fast 300 Jahre alt. Als Erfinder gilt Benjamin Franklin, der Gründervater der USA. Im Jahr 1733 setzte er einen Vertrag mit Thomas Whitmarsh auf, der es diesem gestattete, eine Tageszeitung nach dem Vorbild der von Franklin publizierten Pennsylvania Gazette herauszugeben. Franklin lieferte die Druckwerkzeuge und die Typografie und ließ sich dafür ein Drittel des Profits zusichern, den Whitmarsh mit seiner Zeitung erzielen würde. Damit war das Prinzip des Franchisings geboren.
Was Franchisenehmer erwarten dürfen
Das Recht auf die Nutzung der Geschäftsidee ist nicht das einzige, was Franchisenehmerinnen und -nehmer für ihre Gebühren bekommen. Außer der Erlaubnis, unter dem Unternehmens- oder Markennamen des Franchisegebers operieren zu dürfen, erhalten sie in aller Regel auch noch wirtschaftlichen Support, z. B. in Form von:
- Hilfe bei der Standortauswahl (bei Franchise-Systemen, die das Betreiben einer Filiale bzw. eines Ladenlokals implizieren)
- Warenlieferungen oder vergünstigten Konditionen für den Einkauf von Waren und Verbrauchsmaterial
- Dienstleistungen oder vergünstigten Konditionen für die Leistungen von Drittanbieter, die mit dem Franchisegeber zusammenarbeiten
- Werbemaßnahmen und/oder Personalschulungen
Was Franchisenehmer leisten müssen
Das operative Geschäft in einem Franchise-Betrieb ist ausschließlich Sache des Franchisenehmers. Der Franchisegeber mischt sich also weder in die täglichen Geschäftsabläufe noch in den Einkauf, in den Vertrieb oder in das Personalmanagement ein. Auch die Entlohnung von Mitarbeitern sowie überhaupt das gesamte Kosten- und Einnahmenmanagement unterliegen allein der Verantwortung des Franchisenehmers. Allerdings kann der Franchisegeber bestimmte Richtlinien vorgeben, an die sich der Franchisenehmer halten muss – etwa in Bezug auf die Einhaltung von Qualitätsstandards bei Produkten und Services oder in Bezug auf Ladenöffnungszeiten.
Die Vorteile von Franchising
Abgesehen davon, dass Franchising das Ausbaldowern einer eigenen Geschäftsidee obsolet macht, hat das Konzept im Vergleich zu einer Unternehmensgründung auf eigene Faust noch einige weitere unbestreitbare Vorteile. Im Wesentlichen sind das diese:
Hat Franchising auch Nachteile?
Der offensichtlichste Nachteil (wenn man so will) des Franchisings besteht darin, dass Franchise Kosten in Form von Lizenzgebühren verursacht – und zwar fortlaufend. Andererseits profitiert man dafür als Franchisenehmer auch fortlaufend von allen Werbe- und PR-Aktivitäten, die der Franchisegeber zur Pflege seiner Marke betreibt. (Als Gründer eines originären Unternehmens müsste man die Markenpflege selbst in die Hand nehmen, sodass man ebenfalls entsprechende Ausgaben hätte.) Außerdem sind die Lizenzgebühren vom erwirtschafteten Umsatz abhängig. Heißt: Wenn man nur niedrige Umsätze hat, muss man auch keine hohen Gebühren bezahlen. Und bei hohen Umsätzen ist eine höhere Lizenzgebühr gut zu verschmerzen.
Ein anderer, weitaus gravierenderer Franchise-Nachteil ist der Umstand, dass in Deutschland keine rechtlichen Vorgaben für Franchising und damit auch keine einheitlichen Franchising-Verträge existieren. Im Grunde kann jeder Franchisegeber seine Leistungen – und auch die Verpflichtungen des Franchisenehmers – nach eigenem Gutdünken festlegen. Leider gibt es deshalb etliche „schwarze Schafe“ im Franchising-Business. Diese verfügen gar nicht über ein gewinnträchtiges Geschäftskonzept, sondern gaukeln ein solches nur vor. Ihr eigentliches Geschäftskonzept besteht darin, blauäugige Franchisenehmerinnen und -nehmer für unausgereifte Geschäftsideen zu begeistern und sich an deren Eintrittsgebühren zu bereichern. Dass die Betroffenen mit ihren Betrieben dann sehr schnell finanziellen Schiffbruch erleiden, wird billigend in Kauf genommen. Um sich vor solchen ruinösen „Partnerschaften“ zu schützen, sollte man sich, wenn man an Franchising interessiert ist, an den Deutschen Franchiseverband e. V. halten. Franchisegeber, die in diesem Verband Mitglied sind, haben auf jeden Fall ein seriöses Geschäftsmodell.
Franchisenehmer werden – wie geht das?
Franchisenehmer bzw. -nehmerin zu werden, ist denkbar einfach: Man muss eigentlich nur ein Franchise finden, das einem von der Idee und von den gestellten Bedingungen her zusagt, und dann mit dem jeweiligen Unternehmen in Kontakt treten. Alles Weitere leitet dann der ausgewählte Franchisegeber in die Wege (u. a. die Zusendung von Info-Material, das Anberaumen eines Gesprächs zum persönlichen Kennenlernen und die Planung des weiteren strategischen Vorgehens). Vorab sollte man allerdings sicherstellen, dass man über folgende drei Dinge verfügt:
1. Geld
Jeder Franchisenehmer braucht Eigenkapital. Wie viel Eigenkapital, lässt sich nicht pauschal sagen bzw. hängt vom gewählten Franchise-Konzept ab. Die Bäckereikette Kamps ruft z. B. eine relativ niedrige Eintrittsgebühr von lediglich 5.000 Euro auf, bei McDonald’s ist die Eintrittsgebühr hundertmal so hoch (= eine halbe Million Euro). Bei Mail Boxes Etc. beträgt die Eintrittsgebühr moderate 21.000 Euro. Darüber hinaus verlangen manche Lizenzgeber Bankbürgschaften zur Absicherung von Lieferungen.
2. Zeit
Wer ein Unternehmen gründen und dieses auch zum Erfolg führen will, sollte sich von allen anderen Verpflichtungen frei machen. Nebenher noch als Angestellte oder Angestellter zu arbeiten – sozusagen „zur Sicherheit“ –, funktioniert nicht.
3. Die richtige Einstellung
Man muss Arbeitswillen und Durchhaltevermögen mitbringen, denn kein Geschäft ist ein reiner Selbstläufer – auch dann nicht, wenn das dahinterstehende Franchise ein Erfolgsmodell par excellence ist. Wenngleich das „Hochfahren“ eines Franchise-Betriebes in vielerlei Hinsicht einfacher ist und schneller vonstattengeht als das Gründen eines originären Unternehmens, so muss man anfänglich doch eine gehörige Menge Arbeit investieren. Das gilt auch dann, wenn von vornherein eine Angestellten-Crew mit von der Partie ist. Die Vorstellung, dass das Eröffnen eines Franchise-Betriebes lediglich Delegierungsaufgaben mit sich bringt, weil die eigentliche Arbeit ja von den Angestellten erledigt wird, ist falsch.
Fazit
Das Aufnehmen einer Franchise-Partnerschaft ist einer der einfachsten Wege, sich mit einem Geschäft selbstständig zu machen. Wer immer schon davon geträumt hat, Unternehmerin bzw. Unternehmer zu werden, aber nicht darauf warten will, dass ihm oder ihr eine „zündende“ Geschäftsidee kommt, sollte diesen Weg beschreiten.