Die Fallstricke der Selbstständigkeit – und wie man sie umgeht
Sich beruflich selbständig machen – diesen Plan haben viele Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen im Hinterkopf. Die Vorteile von Selbstständigkeit sind offensichtlich: maximale Selbstbestimmtheit, Flexibilität im Hinblick auf die Arbeitszeiten, potenziell bessere Verdienstaussichten, mehr Steuersparmöglichkeiten. Die wenigen Nachteile scheinen ebenso offensichtlich zu sein: weniger Planungssicherheit, phasenweise höhere Arbeitsbelastung. War’s das? Leider nein. Das Unternehmertum birgt außerdem noch einige verborgene Fallstricke. Diese lassen sich zwar umgehen – aber dafür muss man sich ihrer erst einmal bewusst sein.
In diesem Blog-Text erfahren Sie, welche Fallstricke das sind und wie man die entsprechenden Risiken minimiert.
Selbstständigkeitsstatistik: nicht entmutigen lassen!
Eines vorweg: Die statistische „Überlebensquote“ von Existenzgründern mutet mit nur 10–30 Prozent (je nach Quelle) erschreckend niedrig an. Das sollte aber niemanden entmutigen. Erstens schaffen es die meisten Gründer und Gründerinnen immerhin über die ersten drei Jahre, und zweitens sind die Erfolgsaussichten stark branchenabhängig. Laut dem jüngsten Bericht des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) haben etwa Gründungen im Bereich Gesundheit und Solzialwesen eine Überlebenschance von über 50 Prozent. (50,8 % der 2015 gegründeten
Start-ups in diesem Bereich waren nach 5 Jahren noch am Markt.) Gründungen im Bereich Bergbau und Gewinnung von Steinen/Erde haben es da viel schwerer; von ihnen müssen drei Viertel innerhalb von 5 Jahren aufgeben.
Auch die Größe ist ein entscheidender Erfolgsfaktor: Von denjenigen Unternehmen, die 2015 direkt mit Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen ins Rennen gingen, waren nach 5 Jahren noch fast die Hälfte (46,6 %) im Geschäft, während von denjenigen Unternehmen, die bei ihrer Gründung keine Beschäftigten hatten, nach 5 Jahren im Durchschnitt nur noch ein Drittel (33,7 %) existierten.
Die häufigsten Ursachen für das Scheitern von Selbstständigkeit
Gemäß einer Untersuchung, die von der KfW Mittelstandsbank in Auftrag gegeben wurde, ist die mit Abstand häufigste Ursache für das Scheitern einer Existenzgründung unzureichende Finanzierung: Fast 90 Prozent aller Selbstständigen, die es nicht geschafft haben, hatten von vornherein zu wenig Geld zur Verfügung bzw. haben den Finanzbedarf unterschätzt. Auf den Plätzen folgen
2. fehlender Zahlungseingang aufgrund von säumigen Kunden (68 %),
3. Mängel in der Planung (49 %),
4. Kompetenzüberschätzung (33 %) und
5. Informationsdefizite (27 %).
Bis auf den fehlenden Zahlungseingang sind das alles vermeidbare Ursachen. Wer zum Beispiel ein Unternehmen gründet, ohne kaufmännische Grundkenntnisse zu haben (s. Informationsdefizite), geht die Sache von vornherein falsch an und darf sich über Probleme nicht wundern. (Hier ist man als MBE Franchisenehmer oder -nehmerin übrigens klar im Vorteil: Jeder, der bei Mail Boxes Etc. Franchisepartner werden will, bekommt zuvor ein ausführliches Coaching.)
In diesem Blog-Text soll es aber nicht um offenkundige strategische Fehler gehen, sondern um „Fallen“, in die man auch als umsichtiger Gründer bzw. umsichtige Gründerin leicht tappen kann.
1. Falle: sich zu überzogener Selbstdarstellung verleiten lassen
Freiwillig mehr Geld als nötig ausgeben: Sie würden sich wundern, wie viele Unternehmer und Unternehmerinnen das am Anfang tun! Sie tun es aus zwei Gründen: zum einen, weil sie die steuerlichen Abzugsmöglichkeiten für Selbstständige überschätzen, und zum anderen, weil sie renommieren wollen.
Zwar gehört zum Unternehmertum auch Imagebildung – aber Imagebildung erfordert nicht zwangsläufig prestigeträchtige Anschaffungen. Ja, als Unternehmer bzw. Unternehmerin braucht man ein Büro. Man muss für das Büro aber keine teuren Designermöbel auf Kredit kaufen, jedenfalls nicht gleich im ersten Jahr. Man muss im ersten Jahr auch keinen Firmenwagen aus dem Premium-Segment leasen, und man braucht ganz bestimmt keine 3.000-Euro-Bürokaffeemaschine für die Mitarbeitenden (die es noch gar nicht gibt) anzumieten. Die Kosten, die solche Anschaffungen verursachen, sind höher, als es die Image-Wirkung wert ist. Mit etwas Pech kann man als frisch gebackener Unternehmer am Ende des ersten Quartals dann zwar einen erstklassig ausgestatteten Firmensitz und einen brandneuen Porsche vorweisen, aber noch keinen einzigen größeren Auftrag – und dann wird es schwierig, übers zweite Quartal zu kommen.
Auch bei Handy-Verträgen, Krankenversicherung etc. sollte man auf dem Teppich bleiben. Dass eine private Krankenversicherung für Selbstständige obligatorisch ist, ist ein Mythos – grundsätzlich können sich Selbstständige sowohl privat als auch gesetzlich gegen Krankheiten absichern. Was im Einzelfall am besten ist, sollte man nicht von der erhofften Außenwirkung abhängig machen, sondern von der persönlichen Lebenssituation.
2. Falle: „zu viel“ einnehmen
Wie bitte, zu hohe Einnahmen sollen ein Problemherd sein? Ja, sie können ein Problemherd sein – wenn von dem eingenommenen Geld keine Rücklagen gebildet werden. Viele Jungunternehmer und -unternehmerinnen machen bei hohen Einnahmen nämlich den Fehler, nicht an Steuervorauszahlungen zu denken. Hohe Umsätze bedeuten aber in aller Regel auch hohe steuerliche Abgaben, und diese sind von Gewerbetreibenden als Abschlagszahlungen im Voraus zu leisten (Einkommensteuer, Gewerbesteuer und Umsatzsteuer). Die Höhe der Vorauszahlungsbeträge bemisst sich dabei nach dem Steuerbescheid des vorausgegangenen Jahres. Heißt: Selbstständige, die ein gutes Jahr hatten, müssen sich darauf einstellen, dass sie im darauffolgenden Jahr hohe Vorauszahlungsbeträge zahlen müssen.
Tückischerweise müssen im ersten Gründungsjahr noch keine Vorauszahlungen geleistet werden, weil ja noch kein Jahresergebnis vorliegt. Je nachdem, wann die Steuererklärung für das erste Jahr abgegeben wird – Stichtag für Kleingewerbe ist der 31. Juli des Folgejahres –, kann es dann bis zum Ende des zweiten Jahres dauern, bis das Finanzamt erstmalig einen Steuerbescheid erstellt. Dieser enthält dann sowohl die Steuernachzahlungsforderung für das erste Jahr als auch die Steuervorauszahlungsforderungen für das zweite Jahr. Außerdem wird die Höhe der Vorauszahlungen für das dritte Jahr festgelegt, die zum Ende des ersten Quartals im dritten Jahr fällig wird. Es muss dann also auf einen Schlag viel Geld bezahlt werden. Wenn zu allem Übel das zweite Geschäftsjahr auch noch schlechter gelaufen ist als das erste (sodass die nötige Liquidität fehlt), kann das bereits das geschäftliche Aus bedeuten. Tatsächlich scheitern aus diesem Grund nicht wenige Neugründungen im dritten Geschäftsjahr.
Was man dagegen tun kann, ist zweierlei. Erstens muss man sich frühzeitig über das Thema Steuern schlaumachen (auch, wenn das für viele Gründerinnen und Gründer ein „rotes Tuch“ ist). Zweitens muss man von jeglichen Einnahmen genügend Geld für die zu erwartenden Steuern beiseitelegen. Im Zweifel lieber etwas zu viel als zu wenig.
3. Falle: den familiären Rückhalt falsch einschätzen
Wer denkt, dass die Gründung einer eigenen Existenz allein Sache des Gründers bzw. der Gründerin ist, irrt, denn der Lebenspartner bzw. die Lebenspartnerin und die Familie sind immer mit von der Partie. Das lässt sich gar nicht vermeiden, weil berufliche Selbstständigkeit viel tiefgreifendere Auswirkungen auf das Privatleben hat als die Arbeit in einem Angestelltenverhältnis. Nicht wenige Gründungswillige erklären ihrer Familie im Vorfeld zwar ausführlich, welche Vorteile Selbstständigkeit hat, bereiten sie aber nicht auf eventuell nötige Komforteinbußen vor. Wenn der Gründer dann kaum mehr zu Hause ist, wenn das Schlafzimmer als Warenlager zweckentfremdet wird und geplante Urlaube aufgrund von Auftragsmangel (oder aufgrund von Auftrags-Overload) immer wieder ins Wasser fallen, verliert die Familie das Verständnis – und drängt den Selbstständigen vielleicht irgendwann zur Aufgabe seines Betriebs.
Die Gründungswerkstatt Deutschland (GWD) der IHK betont auf ihrer Website, dass ein intaktes soziales Netzwerk einer der wichtigsten Bausteine für den unternehmerischen Erfolg ist. Damit dieses intakte soziale Netzwerk gegeben ist, sollte man als Gründer bzw. Gründerin Folgendes sicherstellen:
1. dass der Lebenspartner/die Lebenspartnerin sich vollends im Klaren darüber ist, dass und wie sich das Leben möglicherweise verändern wird (und dass er oder sie die Sache „mitträgt“).
2. dass man speziell in der Anfangszeit empfänglich für Kritik und Änderungswünsche aus dem familiären Umfeld bleibt (sonst droht neben dem unternehmerischen Scheitern früher oder später auch noch die Trennung oder Scheidung).
3. dass es bei Bedarf eine verlässliche Vertretung im Haushalt und in der Kinderbetreuung gibt.
4. Einzelkämpfer bzw. Einzelkämpferin sein wollen
Viele Selbstständige neigen dazu, den Wortbestandteil „Selbst“ im Begriff „Selbstständigkeit“ allzu wörtlich zu nehmen: Sie kümmern sich nicht nur um ihr Kerngeschäft, sondern bürden sich auch die Werbung, die Steuern, Social Media usw. auf – und haben alsbald das Gefühl, überfordert zu sein. In aller Regel sind sie das auch, denn niemand kann ohne Erfahrung alle unternehmerischen Aufgaben allein stemmen (zumindest nicht gut). Wenn man weder auf die tatkräftige Hilfe noch auf den fachlichen Rat von qualifizierten Menschen zurückgreifen kann oder will, ist man eigentlich zum Scheitern verurteilt.
Wie man dieser Falle entgeht, liegt auf der Hand: Man gibt Aufgaben ab – und man lässt sich beraten. Es ist zum Beispiel immer ratsam, die Steuerverwaltung von Anfang an in die Hände eines Steuerberaters zu legen, selbst dann, wenn man Ahnung von der Materie hat. Steuerliche Angelegenheiten zu erledigen, erfordert nämlich nicht nur Sachkenntnis, sondern kostet vor allem Zeit. Und Zeit ist für Selbstständige ein knappes Gut. Für die Werbung gibt es Werbeagenturen (oder Grafik- und Design-Dienstleister wie Mail Boxes Etc.), für Social Media gibt es Web-Agenturen. Außerdem empfiehlt es sich für Selbstständige, Teil eines Netzwerks zu werden und Gründerforen beizutreten. Dort kann man Fragen stellen, und man erhält nützliche Tipps und Handlungsempfehlungen.
Vorteil Franchise: Wenn man z. B. das Franchise-Angebot von Mail Boxes Etc. annimmt, ist man automatisch Teil einer unterstützenden Gemeinschaft. Man hat Zugriff auf eine Online-Know-how-Plattform, auf der geschultes Personal einen stetigen Wissenstransfer unterhält, und man ist von Anfang an in Kontakt mit vielen, vielen anderen MBE Franchisepartnern und -partnerinnen. Außerdem erhält man Marketing-Support in Form von Werbematerialien, und man kann sich auf Jahrestagungen Anregungen und Inspiration holen.
Mehr Informationen zum Franchise-Angebot von Mail Boxes Etc. finden Sie hier.
Fazit
Sich erfolgreich selbstständig zu machen, ist nicht so schwer, wie es die Statistik vermuten lässt – es ist aber durchaus eine Herausforderung. Wer sie annehmen will, sollte sich selbst nicht über- und den Anspruch der Aufgabe nicht unterschätzen. Und warum es sich nicht leicht machen und Franchise-Partner bzw. -Partnerin bei MBE werden? Dann sind einige Fallstricke direkt aus dem Spiel genommen.